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Schwimmen im Freibad und Angst um die Familie

Triathletin aus der Ukraine trainiert beim SVL

Monika Dobrovolska ist in Ludwigsburg gestrandet. Die 21-jährige Triathletin lebt, arbeitet und trainiert eigentlich in Kiew, der Hautstadt der Ukraine. Eigentlich. Wenn der Krieg nicht wäre. Die Spitzensportlerin hat jetzt beim SV Ludwigsburg Aufnahme und Freunde gefunden.

Ein strahlend schöner Tag im Frühsommer im Freibad Hoheneck. Die Badegäste werden soeben über die Lautsprecheranlage aufgerufen, nach Hause zu gehen. Badeschluss. Aber nicht für alle. SVL-Mitglieder dürfen von 20 bis 22 Uhr exklusiv schwimmen. Seit ein paar Wochen kommt auch Monika Dobrovolska nahezu täglich zum Training, diesmal in Begleitung von Nils Friedrichs, Triathlet der Ludwigsburger Mannschaft, die in der Zweiten Bundesliga startet.

Monika Dobrovolska trainiert gemeinsam mit den SVL-Sportlern im Freibad Hoheneck (Foto: Schwimmverein Ludwigsburg)

Monika lebt eigentlich in Kiew, der Hauptstadt jenes Landes, das am 24. Februar von der russischen Armee angegriffen worden ist. Eigentlich trainiert die Triathletin und Schwimmerin in Kiew. Eigentlich. Und eigentlich wäre sie auch lieber bei ihrer Familie. Bei den Eltern und den zwei jüngeren Schwestern, neun und 17 Jahre alt. Bei ihren Freunden daheim. Monika ist nach Deutschland geflogen, den Bombenangriffen entkommen, hat beim SVL vorübergehend Aufnahme und Freunde gefunden. Freunde womöglich fürs Leben. Der Klub hat ihr einen neuen Rennanzug spendiert und lässt sie kostenfrei ins Freibad und ins Campusbad zum Training.

Monikas kleines Abendtraining im Freibad beginnt. „Sie schwimmt richtig gut“, sagt Nils. Und schnell schwimmt die Monika auch. Die 21-jährige Sportlerin spult ein paar Kilometer runter. Rücken, Delfin, Freistil. Mal mit Brett nur Beinschläge, dann ganze Lage. Nach knapp einer Stunde steigt sie aus dem Becken - und erzählt. Von daheim. Vom Krieg. Von geplatzten Träumen.

Noch kann sie sich nicht perfekt auf Deutsch verständigen. Und auf Englisch auch nicht. Doch mit der Hilfe einer Übersetzungs-App auf ihrem Smartphone, mit Händen und mit Füßen versteht man sich ganz ordentlich. Monika sagt, sie habe in Kiew für den Sport und vom Sport gelebt, habe Kinder und Erwachsene trainiert, sei tagtäglich geschwommen, gerannt beziehungsweise Rad gefahren. Ihre Bestzeit auf 100 Meter Freistil? 59 Sekunden. Ihr größter Erfolg? Platz drei beim Triathlon-Eurocup.

Die Mutter und der Vater hätten daheim in Kiew ihre Jobs in einer Reifenfabrik verloren. „Es ist alles sehr schwer, sehr gefährlich“, sagt sie und erzählt von den Raketenangriffen auf ihr Heimatland. Monika wohnt in Neckarweihingen bei einer Familie. Ihr Leben bestehe größtenteils aus Training und aus Deutschlernen, sagt sie. Ihr größter Wunsch ist einfach zu erraten: Dass der Krieg bald endet, und dass sie wieder zurückkehren, kann zur Familie.

Die SVL-Triathletin Sophia Salzwedel und der SVL-Triathlet Sven Heinle kümmern sich ein bisschen um die in Ludwigsburg gestrandete, junge Frau, die einen Bachelor in Sportwissenschaften hat. Monika sei ein wenig schüchtern, aber sehr nett, sagt die Gymnasiallehrerin Sophia. Sie und Sven haben für die Ukrainerin ein Alltagsfahrrad organisiert, einen Helm gekauft, die Gast-Sportlerin zu einem Spendenlauf mitgenommen. Die Monika, sagt die Sophia, habe „viel Ahnung“ vom Triathlon, sie sei in der Ukraine im nationalen Triathlon Team gewesen und werde demnächst für das SVL-Damenteam in der Baden-Württemberg-Liga starten. Voraussichtlich am und im Schluchsee am 9. Juli sowie zum Saisonabschluss in Heidelberg am 17. Juli.