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Dirk Zedler, Fahrradfan

In die Wiege gelegt wurde ihn das Faible fürs Fahrrad nicht. Ganz im Gegenteil. Dirk Zedlers Vater war Fahrlehrer, seine Familie sei eine „Kfz-Dynastie“, sagt er. Auch der kleine Dirk hat Benzin im Blut. Als Teenager erlernte er parallel zum Gymnasium das Handwerkszeug zum Kraftfahrzeugmechaniker. Nach der Bundeswehrzeit studiert Dirk Zeller dann in Karlsruhe - was wohl? Na Maschinenbau, Fachrichtung Fahrzeugtechnik. Doch bereits im Laufe des Studiums, sagt Dirk, sei ihm klar geworden: „Kraftfahrzeuge führen in eine Sackgasse“. Damals, Mitte der 80er- Jahre, fährt Dirk schon ganz viel mit dem Rad, speziell, aber nicht ausschließlich in der Stadt.

Ein paar Jahre vorher, während seiner Monate beim Militär, findet Dirk Zedler zum Ausdauersport. Zunächst zum Rennen. „Saufen oder Laufen“ - viele mehr sei beim Bund in der Freizeit nicht geboten worden. „Ich habe mich fürs Laufen entschieden.“ Ein weiser Entschluss.

Das ist Dirk Zedler (Foto: privat)

 1985 der erste Triathlon. Schnell laufen ist kein Problem, Radfahren auch nicht - aber die erste der drei Triathlon-Disziplinen, das Schwimmen, sagt Dirk Zedler und lacht, „war eine Katastrophe“. 1986 beginnt er parallel zum Studium bei Radsport Merz in Ludwigsburg zu jobben. An ungezählten Samstagen fährt Dirk mit seinem Bike von Karlsruhe nach Ludwigsburg, er startet immer in aller Herrgottsfrühe - damit er pünktlich zur Ladenöffnungszeit um 9 Uhr da ist. Am Abend geht es dann zurück nach Karlsruhe. 1991 steigt Zedler eine Zeitlang bei Radsport Merz ein, er merkt indes bald: „Ich bin kein Verkäufer.“ 1991 wird Dirk Zedler auch Mitglied beim Schwimmverein Ludwigsburg, er feiert heuer also sein 30. Jahr im Traditionsclub.

 

Beim SVL lernt Dirk Zedler endlich besser schwimmen. An das Training im Freibad Hoheneck – Start immer morgens um 6 Uhr - erinnert er sich gerne, sagt: „Das war eine tolle Zeit.“ So richtig geschwommen sei er aber schon lange nicht mehr, erzählt Zedler. Sein letzter Triathlon ist auch  schon eine halbe Ewigkeit Geschichte: 2003 in Steinheim. Trotzdem bleibt er dem SVL alle die Jahre treu. Ehrensache. „Ich bin sehr gerne Fördermitglied.“

 

Sport spielt allerdings nach wie vor eine große Rolle im Leben des Dirk Zedler. Beim virtuellen Bietigheimer Corona-Silvesterlauf in diesem Winter wird der Mann, Jahrgang 1962, dritter in seiner Altersklasse. Ehrgeizig ist Dirk Zedler wie früher als Triathlet. Er brennt für das, was er tut. Ganz besonders für seine Arbeit.

 

Dirk Zedler früher beim Radfahren (Foto: privat)

Nach seiner Zeit bei Radsport Merz wird Zedler einer der bundesweit ersten Fahrradgutachter. Bei der IHK in Stuttgart wird er damals halb im Scherz, halb im Ernst sinngemäß gefragt: Wer braucht denn so etwas? Zu Beginn seiner Selbstständigkeit kann er nicht wirklich gut leben von der Gutachtertätigkeit, also schreibt Zedler für Fahrrad-Fachzeitschriften und erstellt Gebrauchsanweisungen. Sein zunächst kleines Unternehmen wächst, zunächst ganz langsam, dann schneller. Die Zedler-Gruppe beschäftigt heute rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Das Zedlers-Institut für Fahrradtechnik und -Sicherheit hat Kunden in aller Welt. Wer das Unternehmen besucht, das in einem schmucken Neubau arbeitet, muss hoch und heilig versprechen, niemandem zu erzählen, von welchen Herstellern die Räder sind, die in den Prüfständen in die Mangel genommen werden. Die namhaften Hersteller unter anderen aus Taiwan, aus Kanada und aus ganz Europa wollten keinesfalls, dass die Testergebnisse nach außen dringen.

 

Zedler sagt, er wolle „Räder besser machen“. Und das tut er nun schon seit fast 20 Jahren. Das Geschäft brummt, speziell seit Corona. Jahr für Jahr wachse der Umsatz um rund 20 Prozent. In den Gutachten, die sein Team und er erstellen, wird zum Beispiel ermittelt, ob ein Fahrradrahmen   – wie vom Biker behauptet – einfach so gebrochen ist, oder ob der Fahrer womöglich mit Volldampf auf ein Hindernis gefahren ist. Regelmäßig ist der Ludwigsburger Radexperte bei Gerichtsverhandlungen, dann geht es oft um sehr viel Geld, manchmal um Verletzungen nach schweren Unfällen. Zedler sagt, die Expertisen der vergangenen Jahrzehnte seien „ein Wissensquell“. Er könne erklären, was warum kaputt geht und sei deshalb in der Lage Gerätschaften zu bauen, die wertvolle Testergebnisse lieferten. Zedler hat ungezählte Kataloge gesammelt. Er kennt fast alle Räder der vergangenen drei Jahrzehnte Seine Mitarbeiter schreiben Betriebsanleitungen – in gut zwei Dutzend Sprachen. Die angestellten Ingenieure und Facharbeiter  entwickeln eigene Prüfmaschinen – das Unternehmen ist breit aufgestellt.

Dirk Zedler in seinem Institut im Labor (Foto: privat)

Zedler sagt, er arbeite wöchentlich geschätzt 65 Stunden, sei aber trotzdem sehr zufrieden, dass er keinen gut dotierten Posten in der Automobilbranche habe, so wie viele seiner einstigen Mitstudenten. 2014 wurde sein Betrieb mit dem Mittelstandspreis für soziale Verantwortung in Baden-Württemberg ausgezeichnet, unter anderem wegen des Engagements in einer Förderschule in Marbach. Und das Landesverkehrsministerium kürte den Rad-Guru als „Held der Nachhaltigkeit“, weil er nicht nur seine Mitarbeiter motiviere, möglichst oft mit dem Rad zu fahren.

 

Dirk Zedler sagt: „Wir leben in einer spannenden Zeit, denn wir müssen weg von dem Benzingetriebenen Mobilität mit tonnenschweren Vehikeln.“ Das Fahrrad, das vor rund 100 Jahren das Verkehrsmittel Nummer eins gewesen sei, erlebe eine Renaissance – auch wegen der immer stärker gefragten Pedelecs, der Räder mit Elektromotor. „Die Branche wird erwachsen“, und der Fachmann aus Ludwigsburg mischt dabei kräftig mit.

 

2018 wird der energieeffiziente Firmenneubau am Stadtrand in Richtung Asperg eingeweiht, im selben Jahr bekommt das Unternehmen die Zulassung als Ausbildungsstätte im Studiengang BWL- International Business an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. 2019 wird Dirk Zedler in den Vorstand des neu gegründeten Bundesverband Zukunft Fahrrad gewählt. Das Ziel dieses Verbandes der Dienstleistungsunternehmen der Fahrradbranche ist es, „eine zukunftsfähige Mobilitätswende voranzubringen und dem Fahrrad dabei einen zentralen Stellenwert zu sichern“. Das Zedler-Institut ist Gründungsmitglied des AGFK-Förderkreises Wirtschaft, Politik und Gesellschaft und neues Mitglied der Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).

 

Bei all der Arbeit komme das Schwimmen leider, leider zu kurz, sagt SVL-Mitglied Zedler. Das Gefühl im Wasser, erinnert sich der Ex-Triathlet, „ist nicht schlecht“. Und dann erklärt er spontan: "Ok, ich sollte mal wieder schwimmen.“ Sobald das Ludwigsburger Freibad in diesem zweiten Corona-Sommer öffne, will er ein bisschen kraulen - vermutlich nicht ganz so viele Kilometer wie damals im Training mit den Triathleten des SV Ludwigsburg.